Iris Berben

Beitrag des Vorwärts.online zum SPD-Kulturempfang am 4. September in Berlin mit einer Rede von Iris Berben

Warum Kultur und Politik sich gegenseitig brauchen

Birgit Güll • 05. September 2017
Kulturmpfang 2017: Martin Schulz mit Schriftstellerin Juli Zeh und Iris Berben
Kulturmpfang 2017: Martin Schulz mit Schriftstellerin Juli Zeh und Iris Berben
Sie sind alte Verbündete, die Sozialdemokratie und die Kultur. Das wird beim Kulturempfang der SPD am Montagabend in Berlin deutlich. Kanzlerkandidat Martin Schulz, der gelernte Buchhändler, lebt diese Verbindung und pflegt den Austausch mit Kulturschaffenden.

Die Leidenschaft zum Lesen hat ihm seine Mutter mitgegeben. Die Lust dazu, sich die Welt lesend zu erschließen. Später ist Martin Schulz Buchhändler geworden. Dann Bürgermeister, Präsident des Europäischen Parlaments, heute ist er Kanzlerkandidat der SPD. Kultur war für ihn immer Lebensmittel. Am Montagabend spricht die Schauspielerin Iris Berben in einem Grußwort über dieses Lebensmittel. Darüber, wie Bücher, Filme, Musik, Theater und Ausstellungen uns fremde Welten näherbringen. In Zeiten, in denen die Angst vor dem Fremden geschürt werde, sei das unverzichtbar.

Einigkeit gegen Fremdenhass

Die Schauspielerin ruft zur Menschlichkeit auf. Dazu, sich an die Seite von Menschen zu stellen, die in Deutschland Schutz suchen und rechten Kräften die Stirn zu bieten. „Die SPD ist für mich auch eine unschätzbare Verbündete, nicht zuletzt im Kampf gegen Fremdenhass und rechte Suppe“, sagt Berben: „Kultur ist stark. Politik ist stark. Zusammen können wir ein Europa und ein Deutschland schaffen, in denen unsere Werte und Vorstellungen ihre volle Kraft entfalten können.“

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Die Frage nach dieser Allianz von Kultur und Politik steht auch im Mittelpunkt eines Podiumsgesprächs zwischen Martin Schulz und den Schriftstellerinnen Olga Grjasnowa und Juli Zeh sowie dem Autoren Robert Menasse. Warum bekennen sich Künstlerinnen und Künstler immer weniger offen zu Parteien?

Politisches Engagement geht auch überparteilich

Juli Zeh hat oft gehört, dass man sich als Kulturschaffende nicht „vor den Karren einer Partei“ spannen lassen solle. Sie sieht es anders. Und kritisiert hingegen eine Erwartungshaltung, dass das Angebot politischer Parteien perfekt auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnitten sein müsse. „Gemeinsam können wir etwas bewirken“, sagt Zeh. Dafür müsse man sich aber einbringen.

Robert Menasse dagegen hält Distanz. Zwar sei er, wie er erzählt, im „roten Strampelhöschen“ geboren worden. Doch der Österreicher ist inzwischen aus der SPÖ ausgetreten und „freischaffender Sozialist“. Warum? Weil der sozialdemokratische Kanzler Alfred Gusenbauer 2007 die Studiengebühren nicht – wie im Wahlkampf angekündigt – abgeschafft habe. Für Menasse, der dank der Öffnung der Universitäten in den 1970ern der erste Akademiker in seiner Familie gewesen ist, war damit eine rote Linie überschritten. Trotzdem sei es wichtig, dass Kulturschaffende sich politisch engagieren – das müsse nicht parteipolitisch sein.

Kultur als politisches Projekt

Olga Grjasnowa erklärt, dass sie es leid sei, dass die politische Debatte um Kultur sich in den letzten zehn Jahren auf die Frage „Leitkultur ja oder nein“ verengt habe. Es störe sie, dass „politisch eine Idee von einer Kultur gemacht werde, die fest vorgegeben und sehr konservativ sei“.

Martin Schulz will die Kultur viel stärker in den Mittelpunkt der Politik stellen. „Sie ist kein Randphänomen, sie ist ein zentrales politisches Projekt“, sagt er. Iris Berben hat es in ihrer Rede so gesagt: „Kultur ist in ihrer Offenheit und Vielfalt eine gnadenlose Verbinderin“.