Politische Aktionen seit 1979

Die Aktion für mehr Demokratie
(aus: Klaus Staeck „Ohne Auftrag“, Steidl Verlag Göttingen, 2000)

Essen Grugahalle, 1983

Wer politisch tätig werden will, wird sich klugerweise nach Partnern umsehen, mit denen er zusammenarbeiten kann. Einzelkämpfertum stößt schnell an seine Grenzen. Neben der Partei habe ich immer lockere Organisationsformen gesucht, die mit einem Minimum an Bürokratie auskommen und deshalb schlagkräftig und effektiv agieren können, denn Vereinsmeierei führt oft zu unproduktiver Selbstbeschäftigung. Da auch Bürgerinitiativen nicht völlig frei sind vom Profilierungsdrang einzelner Mitglieder, haben sich hierarchiefreie Strukturen ohne individuelle Karrierechancen als die beständigsten erwiesen. Eine große Zahl mitarbeitender Akteure bietet keineswegs die Gewähr für den Erfolg einer Aktion, vielmehr die Entschlossenheit und Überzeugungskraft jedes einzelnen für ein gemeinsam definiertes Ziel.
In Anbetracht der Vielzahl von Aktivitäten, die ich im Laufe der Zeit zusammen mit anderen entwickelt habe, soll hier nur auf einige wenige eingegangen werden, die einen Einblick in die Bandbreite unserer Arbeit ermöglichen.
(Den ganzen Beitrag finden Sie hier: OHNE AUFTRAG)

Arbeitskreis Medien
Zusammen mit dem Fernsehjournalisten Ulrich Wickert gründete ich 1977 den »Arbeitskreis Medien«. In der Wahlnacht 1976 verabredeten wir uns zu dieser Runde, um dem ständigen Gerede über die einseitige und unzulängliche Berichterstattung durch die Medien eine positive Wendung zu geben … Eines der erklärten Ziele des Arbeitskreises war die Stärkung des stets gefährdeten öffentlich-rechtlichen Rundfunksystems…. (Mehr lesen)

»Fünf Thesen zur Rundfunkfreiheit« (1979)


Stoppt Dregger
Zur hessischen Landtagswahl im Oktober 1978 hatten Gewerkschafter und Journalisten die Initiative »Stoppt Dregger« ins Leben gerufen. Ich begleitete deren Aktionen mit Plakaten und in hoher Auflage gedruckten Flugblättern die vor allem vor Betrieben verteilt wurden.
Unser argumentativer Wahlkampf war erfolgreich. Die sozialliberale Koalition konnte weiter regieren, der strammrechte Alfred Dregger von der »CDU-Stahlhelmfraktion« als christdemokratischer Regierungschef verhindert werden.

Freiheit statt Strauß. Aktion für mehr Demokratie
Mit Franz Josef Strauß drohte ein rhetorisch äußerst begabter »Vollblut«-Politiker Bundeskanzler zu werden, dessen politischer Weg von Skandalen und Affären gepflastert war. Kaum jemand hat in der deutschen Nachkriegsgeschichte so polarisiert wie er, und seine Kandidatur versetzte alle um die Demokratie Besorgten in große Unruhe.
Mit der polemischen Parole »Freiheit statt Sozialismus« sollte die bis dahin von einer sozialliberalen Koalition unter Helmut Schmidt gehaltene Bonner Festung gestürmt werden.
Zur Gründung einer unabhängigen Bürgerinitiative für den beginnenden Bundestagswahlkampf trafen sich am 2. September 1979 im Volkshaus Oberhausen-Eisenheim zwanzig Gewerkschafter, Künstler und Journalisten. In Anspielung an die CDU-Parole gaben wir uns den Namen »Freiheit statt Strauß. Aktion für mehr Demokratie«… (Mehr lesen)

Verteidigt die Republik

Heinrich Böll, 1983 in der Essener Grugahalle

Am 5. Februar 1983 rief die Aktion für mehr Demokratie zur »Verteidigung der Republik« in die Grugahalle zu einem Sechs-Stunden-Marathon mit Musik, Kabarett und Diskussion. Heinrich Böll löste mit seiner programmatischen Rede stehende Ovationen aus. (…)
Mutig geworden und endgültig überzeugt, uns bei entsprechender Vorbereitung an die großen Hallen wagen zu können, wollten wir im Mai 1984 nach der Republik nun die Kultur verteidigen. Langsam setzte sich die Erkenntnis durch, dass Helmut Kohl doch keine kurze Episode sein würde… (Mehr lesen)

Ausstellungen und Ideentreffs
Unter den vielfältigen Aktivitäten der Aktion für mehr Demokratie nahmen die Ausstellungen einen besonderen Platz ein. Sogar der Bild-Zeitung waren unsere Aktivitäten nicht verborgen geblieben.
Ungeachtet der steten Klage über die Sprachlosigkeit zwischen Künstlern, Intellektuellen und Politikern versuchten wir immer wieder, mit zahlreichen Gesprächsangeboten Leute der verschiedensten Couleur zusammenzubringen. Dabei ging es nicht um einen festen organisatorischen Rahmen, aber um ein Minimum an Kontinuität. Nicht die medienwirksame Show ist gefragt, sondern Vertrauen in einem Klima von wechselseitigem Respekt und Neugierde aufeinander… (Mehr lesen)

Kurz vor dem Irakkrieg
Künstler, Intellektuelle und das „Nein“ des Kanzlers
Eine historische Reminiszenz von Klaus Staeck, erschienen in Heft 4/2011 der „Frankfurter Hefte“
Unbestritten zählt das „Nein“ zum Irak-Krieg zu den wichtigsten Leistungen der Regierungsjahre von Gerhard Schröder. In seinem Buch „I am not convinced“ reklamierte der ehemalige Außenminister Joschka Fischer für sich, damals einen maßgeblichen Einfluss auf diese Entscheidung gehabt zu haben. Im Präsidium der SPD müssen wohl vor allem Heidemarie Wieczorek-Zeul und Wolfgang Thierse Schröder zu einem klaren „Nein“ gedrängt haben. Zur ganzen Wahrheit gehört auch, dass es sich um einen der seltenen historischen Momente handelte, in dem Künstler und Intellektuelle eine schwerwiegende politische Entscheidung mit beeinflussten. Ein persönliches Protokoll von Klaus Staeck aus aufgeheizter Zeit.
Hier der Link zum pdf-Dokument aus dem Archiv der Frankfurter Hefte.