Oleg Senzow

7. September 2019:
Oleg Senzow nach fünf Jahren Haft in Freiheit

Oleg Senzow am 7.9.2019 auf dem Kiewer Flughafen Borispol. Foto REUTERS (Bildausschnitt)

Die seit fünf Jahren anhaltenden internationalen Proteste gegen die Verhaftung und gegen das Urteil zu 20 Jahren Lagerhaft haben erreicht, dass Oleg Senzow für die Weltöffentlichkeit nicht in Vergessenheit geriet. Die Akademie der Künste war unter den ersten, die im Jahre 2014 mit Briefen an den russischen Botschafter in Berlin und an den Sicherheitsdienst FSB in Moskau die Freilassung des von der Krim stammenden Filmregisseurs forderten. Senzows Widerstand gegen die völkerrechtswidrige Annexion der Krim wurde mit einer Anklage wegen Terrorismus geahndet. Er mußte mehrere Jahre in einer sibirischen Strafkolonie zubringen.

AFP meldete am 29. August 2019: Ukrainischer Filmemacher Senzow vor Rückkehr in Heimatland

Moskau (AFP) – Der in Russland inhaftierte ukrainische Filmemacher Oleg Senzow soll russischen Medienberichten zufolge im Rahmen eines größeren Gefangenenaustausches in sein Heimatland zurückkehren können. Senzow sei in diesem Zusammenhang bereits aus einer sibirischen Strafkolonie nach Moskau gebracht worden, berichteten die russischen Nachrichtenagenturen Tass und Interfax am Donnerstag unter Berufung auf Justizkreise.

Der wie Senzow von der Schwarzmeer-Halbinsel Krim stammende ukrainische Abgeordnete Achtem Tschiygos sagte Lokalmedien, der Gefangenenaustausch könnte am Freitag (30.8.) vollzogen werden. Aber dies sei bislang „Spekulation“. Senzow befinde sich mittlerweile in einem Gefängnis des russischen Geheimdienstes in Moskau.
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow bestätigte Kontakte für einen Gefangenenaustausch zwischen Russland und der Ukraine. Zu Senzow äußerte er sich aber nicht. Senzows Anwalt war nach eigenen Angaben zunächst nicht über die angebliche Verlegung seines Mandanten nach Moskau informiert worden.
Am Mittwoch hatte ein Gericht in Kiew den wegen „Hochverrats“ angeklagten ukrainisch-russischen Journalisten Kirilo Wyschinski unter Auflagen aus der Haft entlassen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte vor einigen Wochen vorgeschlagen, Wyschinski gegen Senzow auszutauschen. Eine russische Regierungsvertreterin hatte das Angebot damals abgelehnt.
Der ukrainische Filmemacher Senzow war im Mai 2014 festgenommen worden, nachdem er öffentlich gegen die Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim durch Russland protestiert hatte. Anschließend wurde er in einem international kritisierten Prozess wegen Vorbereitung eines „terroristischen Anschlags“ zu 20 Jahren Haft verurteilt. Der 43-Jährige ist der bekannteste von dutzenden in Russland inhaftierten Ukrainern, die Kiew als politische Gefangene ansieht.

12. Dezember 2018:
Oleg Senzow mit dem Sacharow-Preis des Europäischen Parlaments geehrt.

Das Europaparlament hat Oleg Senzow mit dem Sacharow-Preis für Menschenrechte ausgezeichnet. Den Preis nahmen stellvertretend seine Cousine Natalja Kaplan und sein Anwalt Dmitrij Dinze entgegen, weil Senzow seit Mai 2014 in russischer Haft festgehalten wird. Nach langem Hungerstreik ist er schwer erkrankt. Der Sacharow-Preis für geistige Freiheit wird jedes Jahr vom EU-Parlament verliehen. Die Auszeichnung ist nach dem verstorbenen russischen Dissidenten und Physiker Andrej Sacharow benannt und mit 50.000 Euro dotiert. EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani forderte Russland auf, Senzow unverzüglich freizulassen. Der Preis werde ihm für seine Bemühungen zur Verteidigung der Menschenwürde, der Demokratie und der Menschenrechte verliehen. Senzow sei „ein Symbol für den Kampf der politischen Gefangenen in Russland und im Rest der Welt“.
Beitrag von Gesine Dornblüth im Deutschlandfunk über Oleg Senzow.

Oleg Senzow hat nach 145 Tagen den Hungerstreik beendet

Kolumne „Für Oleg Senzow“ vom 12. Juli 2018 in der Berliner Zeitung und in der Frankfurter Rundschau

Aufruf der Europäischen Filmakademie

Dienstag, 10. Juli, 17 Uhr
Mahnwache an der Russischen Botschaft: Lasst Oleg nicht sterben!

Seit acht Wochen befindet sich der ukrainische Filmemacher Oleg Sentsov im Hungerstreik – Wir fordern seine sofortige Freilassung!

Im Mai 2014 wurde der ukrainische Regisseur Oleg Sentsov, der die Proteste auf dem Maidan in Kiew unterstützte und sich öffentlich gegen die russische Annektierung der Krim engagierte, in seinem Haus in Simferopol vom russischen Inlandsgeheimdienst (FSB) festgenommen und nach Moskau gebracht. Über ein Jahr später und nach einem, wie Amnesty International es beschreibt, “unfairen Verfahren vor einem russischen Militärgericht“, wurde Oleg Sentsov wegen „terroristischer Verbrechen“ zu 20 Haft verurteilt. Am 14. Mai ist er in den unbefristeten Hungerstreik getreten.

Wir machen uns große Sorgen und verlangen erneut, dass seine Sicherheit gewährleistet wird und er sofort und bedingungslos frei gelassen wird.

Helft uns, ihm zu helfen: Kommt am Dienstag, 10 Juli, 17 Uhr zur Mahnwache auf dem Mittelstreifen Unter den Linden, gegenüber der Botschaft der Russischen Föderation. Um Anmeldung wird gebeten: press@europeanfilmacademy.org

Beitrag der Deutschen Welle, 7. Juli 2018, von Zhanna Nemzowa und  Markian OstaptschukNatalia Kaplan, Journalistin und Cousine von Oleg Senzow, fordert Bundeskanzlerin Angela Merkel zur Hilfe auf

Der ukrainische Filmregisseur Oleg Senzow wurde im Mai 2014 vom russischen Geheimdienst auf der annektierten Krim verhaftet. Seine Untersuchungshaft im Moskauer Lefortowo-Gefängnis dauerte mehr als ein Jahr. Vorgeworfen wurde ihm die angebliche Planung von Terroranschlägen.

Oleg Senzow hatte an den Protesten auf dem Kiewer Maidan teilgenommen und nach dem Anschluss der Krim öffentlich gegen diesen völkerrechtswidrigen Akt der russischen Regierung protestiert. Am 11. Mai hatten ihn russische Polizisten in seinem Haus auf der Krim festgenommen und nach Moskau verschleppt.
Bei einer gerichtlichen Anhörung am 7. Juli hatte Oleg Senzow alle Anschuldigungen, an der Planung oder Durchführung terroristischer Aktionen beteiligt zu sein, bestritten. Er warf den Untersuchungsbehörden vor, misshandelt  und mit dem Tod bedroht worden zu sein.

Die Akademie der Künste appellierte an den russischen Botschafter in Berlin, dem Generalstaatsanwalt und dem Leiter des russischen Geheimdienstes (FSB) in Moskau den Protest des Akademiepräsidenten gegen die willkürliche Inhaftierung des Künstlerkollegen Oleg Senzow zu übermitteln.

Als Präsident der Akademie forderte Klaus Staeck am 30. September 2014 die zuständigen Vertreter des russischen Staates auf, den ukrainischen Bürger Oleg Senzow sofort aus der Haft zu entlassen und ihm die Ausreise in die Ukraine oder in ein Land seiner Wahl zu ermöglichen.

Trotz der anhaltenden Proteste, an denen sich weltweit Künstler und auf zahlreichen Festivals namhafte Filmschaffende beteiligten (u.a. Wim Wenders, Volker Schlöndorff, Andrzej Wajda, Pedro Almodovar, Daniel Brühl, Iris Berben, Michael Ballhaus, Fatih Akin und Veronica Ferres), wurde Senzow im August 2015 von  einem russischen Militärgericht zu 20 Jahren Lagerhaft und zur Deportation ins ostsibirische Jakutsk verurteilt.

Kolumne vom 31.7.2014 zur Verhaftung des ukrainischen Filmregisseurs Oleg Senzow und Kolumne vom 10.9.2015 zu dessen Verurteilung, erschienen in der Frankfurter Rundschau und in der Berliner Zeitung.
Kolumne vom 27.10.2016 über Oleg Senzow und Raif Badawi, erschienen in der Berliner Zeitung und in der Frankfurter Rundschau.